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Tote Hunde e.V. - Bundesweit im Einsatz

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#totehunde – Bericht Nr. 122 aus Rheinland-Pfalz

Berichte 2020
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Einsatz vom 31.12.2019 in Rheinland-Pfalz

Einsatzbericht Nr. 122 von Anne Kreier für das Team Rheinland-Pfalz vom 31.12.2019

Silvesteropfer

Der Silvesterabend ist für mich schon seit Jahren kein besonderer Tag mehr. So kam es, dass mein Mann die Nachtschicht auf seiner Arbeit übernahm und ich gemütlich Zuhause mit meinen Hunden auf der Couch lag.

Um ca. 19 Uhr kam ein Anruf von Elke, ob ich Zeit hätte, einen tödlich verunglückten Hund auf der A 61 in der Nähe des Tierheim Koblenz auslesen zu fahren. Alex, mit der ich zusammen in einem Ort wohne, hatte Silvesterbesuch und war daher verhindert.
Da ich sowieso nichts geplant hatte, stimmte ich zu.

Die Autobahnpolizei hatte sich auf unserem Vereinshandy gemeldet und um Hilfe bei der Halterermittlung des Hundes gebeten.
Eine weitere Teamkollegin, die den Anruf entgegennahm, leitete mir die Telefonnummer der diensthabenden Kollegen am Unfallort weiter. Nach einem kurzen Anruf bei diesen, um nach dem genauen Unfallort/Treffpunkt zu fragen, machte ich mich auch schon auf den Weg.

In meinem Auto habe ich immer meinen Chipreader, meine Warnweste, Handschuhe, eine Rettungsdecke, einen kleinen Notizblock, sowie Kugelschreiber, Akku für den Chipreader & für mein Handy griffbereit.

Während der Fahrt wurde ich bereits aufgeregt: Ein verunglückter Hund auf der Autobahn… Welche schlimmen Bilder würden mich wohl erwarten? Warum um Himmelswillen, sichern die Besitzer ihre Hunde an solchen Tagen nicht richtig?! Dank den Medien, sollte die Sicherung eines Hundes doch mittlerweile mal bekannt sein. Ist der Hund schon länger unterwegs? Oder ist es ein weiteres Silvesteropfer?

Blaulicht auf der Gegenrichtung der Autobahn, riss mich aus meinen Gedanken. Aha, Unfallstelle gefunden. Perfekt – wie beschrieben.
Nächste Abfahrt ab, in die entgegengesetzte Richtung wieder auf die A 61 Richtung Koblenz aufgefahren.
Durch das Blaulicht konnte ich sehen, dass die Autobahn frei war. Die Polizei stand mit dem Streifenwagen auf dem Parkplatz „Metternicher Forst“.

Eine freundliche Polizistin, sowie ein ebenfalls freundlicher Polizist, begrüßten mich, als ich aus meinem Auto stieg. Sie übergaben mir das Kettenhalsband des Hundes mit einer Impfplakette und Steuermarke dran. Beide haben den Hund auf der Plane vom Seitenstreifen auf den Parkplatz getragen, damit ich in Ruhe meine Arbeit erledigen kann.
Hinter ihnen sah ich schon die graue Plastikplane.

Ich erklärte den Polizisten, wie ich nun vorgehen würde:
– ich fange immer am Kopf an – Zähne gucken (um das Alter abzuschätzen), Ohren auf Tattoos überprüfen, Schlapp-, Steh-, Kippohren, kupiert? Augenfarbe des Hundes (ggf. zwei verschiedene?)
– mit dem Chipleser arbeite ich mich dann vom Kopf in Richtung Rücken/Schulter/Vorderbeine
– überprüfe die Daumenkrallen
– Rücken/Bauch, Zitzen/Gesäuge, Rüde/Hündin, ggf. Tattoo unterm Bauch (Tierschutz/kastriert?!)
– Hinterbeine, Afterkralle vorhanden? (ggf. sogar doppelt?)
– Rute (lang, kurz, gekringelt, kupiert?)
– drehe den Hund um, scanne ihn vom Kopf bis zur Rute erneut durch
– dann fertige ich Bilder mit meinem Handy an (Kopf, Zähne, ganzer Hund von linker & rechter Seite)

Die Polizei hörte mir aufmerksam zu und fragte, ob ich dies beruflich mache. Ich konnte mir ein kurzes Grinsen nicht verkneifen und erklärte ihnen, dass ich im Ehrenamt für Tote Hunde e.V. zuständig bin und mein Geld in der Apotheke verdiene.

Ich machte mich an die Arbeit und deckte vorsichtig die Plane halb auf. Ich habe noch nie so einen riesigen Hundekopf gesehen. Mein erster Gedanke war: Dogge, Boerboel, etc.
Als ich mit den oben genannten Punkten am Kopf fertig war, schlug ich die Plane ganz zur Seite. Es war kein schöner Anblick.
Nichtsdestotrotz, war die Größe des Hundes gewaltig. Wir ermittelten mit einem Zollstock so gut es ging das Stockmaß, welches wir auf knapp 80 cm notierten.

Gegen 20 Uhr hatte ich dann alle wichtigen Infos und Fotos. Die Polizei fragte, was nun mit dem Körper des Hundes passiert. In der Regel werden Totfunde auf Autobahnen durch die zuständige Autobahnmeisterei abgeholt und entsorgt.
Da es schon so spät war und der nächste Tag ein Feiertag, schlugen die Polizisten vor, den Hund mit auf die Wache zu nehmen. So packten wir den Hund in die Folie ein und trugen ihn zu dritt zum Streifenwagen.
Ich bedankte mich für die Hilfsbereitschaft der Polizei und deren Angebot, den Hund mit zur Wache zu nehmen. Wir verblieben, dass ich mich meldete, sobald ich weitere Infos habe.

Gemeinsam im Team, erstellten wir eine Zusammenfassung aller Angaben zum Hund.
Gegen 22 Uhr wurde der Beitrag mit allen Angaben zum tödlich verunglückten, großen, vermutlich zu den Mollossern zugehörigen männlichen Rüden, auf unserer FB-Seite und der Homepage gepostet.

Keine 30 Minuten später, meldete sich eine Mitarbeiterin des Tierheim Koblenz bei mir. Bei ihr ist am Nachmittag eine Suchmeldung für eine männliche Spanische Dogge eingegangen.
Sie habe schon die Autobahnpolizei kontaktiert, deren Telefonnummer wir bei unserem Gesuch nach dem Hundehalter angegeben hatten.
Gerade dieses Telefonat beendet, klingelte mein Handy erneut und die Autobahnpolizei meldete sich. Ich sollte bitte die beim Tierheim hinterlegte Nummer der Suchmeldung kontaktieren, um abzuklären, ob es tatsächlich der gesuchte Hund ist.
So rief ich um 23.45 Uhr die genannte Nummer an. Es meldete sich ein recht gefasster Herr am Telefon, der mich direkt fragte, ob ich seinen Hund gefunden habe.
Ich fragte ihn, welches Halsband sein Hund trug und ob dort irgendetwas dran befestigt wäre. Nachdem er mir das Kettenhalsband mit einer Steuermarke und der Impfplakette beschrieb, war klar, dass es sich um seinen Hund namens Ace handelte.
Er fragte mich, wo er Ace abholen könne, da er ihn gerne bestatten möchte. Ich erklärte ihm, dass die Polizei freundlicherweise Ace mit auf die Wache genommen habe, er aber bitte ein Bestattungsunternehmen für die Abholung und Kremierung von Ace beauftragen solle, um Ace, so wie er war, in Erinnerung zu behalten. Zum Glück stimmte er diesem Vorschlag zu.
Ich bot ihm an, am nächsten Tag Aces Halsband vorbeizubringen. Dies nahm er ebenfalls dankend an.

In einer kleinen Metallbox, mit schwarzen Papierschnipseln, schwarzem Seidenpapier und einer schwarzen Schleife verziert, übergab ich am nächsten Tag dem Besitzer Aces Halsband.
Ich fragte nach, was am Silvestertag passiert sei. Mit Tränen in den Augen erklärte er mir, dass er extra morgens mit Ace auf das Feld an eine Grillhütte gefahren ist, um möglichem zu früh gezündeten Feuerwerk, aus dem Weg zu gehen.
Auf dem Rückweg des Spaziergangs am Auto angekommen – Ace wollte gerade in dieses hineinspringen – zündeten junge Erwachsene vor der Grillhütte einen Böller und das Unglück nahm seinen Lauf…
Ace wurde nur 2,5 Jahre alt.

Deshalb meine inständige Bitte:
Auch wenn euer Hund keine Angst vor Feuerwerk hat – nehmt ihn 3 Tage vor und 3 Tage nach Silvester an die Leine! Eure Hunde sterben nicht davon, mal eine Woche an der Leine laufen zu müssen!
Sehr wohl aber beim Entlaufen…

Anne Kreier/Team Rheinland-Pfalz

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