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Tote Hunde e.V. - Bundesweit im Einsatz

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#totehunde – Bericht Nr. 128 aus Sachsen

Berichte 2020
1. #totehunde – Bericht Nr. 120 aus Berlin/Brandenburg
2. #totehunde – Bericht Nr. 121 aus Rheinland-Pfalz
3. #totehunde – Bericht Nr. 122 aus Rheinland-Pfalz
4. #totehunde – Bericht Nr. 123 aus Schleswig-Holstein
5. #totehunde – Bericht Nr. 124 aus Brandenburg
6. #totehunde – Bericht Nr. 125 aus Brandenburg
7. #totehunde – Bericht Nr. 126 aus Brandenburg
8. #totehunde – Bericht Nr. 127 aus Mecklenburg-Vorpommern
9. #totehunde – Bericht Nr. 128 aus Sachsen
10. #totehunde – Bericht Nr. 129 aus Berlin-Brandenburg
11. #totehunde – Bericht Nr. 130 aus Berlin-Brandenburg
12. #totehunde – Bericht Nr. 131 aus Berlin
13. #totehunde – Bericht Nr. 132 aus Baden-Württemberg
14. #totehunde – Bericht Nr. 133 aus Berlin-Brandenburg
15. #totehunde – Bericht Nr. 134 aus Nordrhein-Westfalen
16. #totehunde – Bericht Nr. 135 aus Berlin-Brandenburg
17. #totehunde – Bericht Nr. 136 aus Nordrhein-Westfalen
18. #totehunde – Bericht Nr. 137 aus Baden-Württemberg

Einsatz vom 10 - 12.09.2020 in Sachsen

Einsatzbericht Nr. 128 vom 10. bis 12.09.2020 aus dem Team Sachsen

Drei Tage Reichenbach – Dachs, Resignation, Gewissheit

Am Donnerstag Nachmittag erreicht mich ein Anruf von Ina Schmidt – sie ist die 1. stellvertretende Vorsitzende und Bahnbeauftragte unseres Vereins. Ihr wurde kurz zuvor von der Leitstelle ein toter Hund bei Reichenbach im Vogtland gemeldet, welcher neben dem Gleis liegen soll. Ich sage gleich zu, dass wir am Abend hinfahren werden, sie nennt mir die Kilometrierung, ich schaue bei Maps nach Brücken und Übergängen in der Nähe und informiere meinen Mann über den folgenden Einsatz.

Am Abend nach der Arbeit machen wir uns mit unserer Einsatztasche und der Kamera auf den Weg. Nach einer nervenaufreibenden Irrfahrt durch Reichenbach, mit immer wieder neuen Baustellen, welche unser Ziel – die zuerst auserkorene Brücke – unerreichbar scheinen lassen, finden wir doch noch einen Weg dorthin und parken neben der Brücke. Ein Blick hinunter sagt uns, dass wir uns zufällig genau 100 Meter neben der genannten Stelle befinden. Durch unsere Taschenlampen wird ein Anwohner auf uns aufmerksam, dem wir uns sofort nähern und höflich vorstellen. Nach einem kurzen Gespräch, erklärt er uns sichere Wege auf beiden Seiten des Gleisbereichs. An der ersten Stelle angekommen, sehen wir das Tier mittig auf dem gegenüberliegenden Gleis liegen, jedoch können wir es nicht richtig erkennen – wir müssen auf die andere Seite, also zurück zur Brücke. Auf der anderen Seite angelangt, stellen wir fest, dass es sich um einen Dachs handelt. Für die Triebwagenfahrer ist vom Führerstand aus weder die Tierart, noch die exakte Lage immer eindeutig erkennbar. Wir sind froh über jede Meldung, auch wenn sie sich dann als Wildtier herausstellt. Auf dem Weg zum Auto rufe ich Ina an, bringe sie auf den aktuellen Stand und bitte sie, die Leitstelle entsprechend darüber zu informieren.

Freitag Nachmittag, eine Stunde eher als am Vortag, klingelt mein Handy und Ina teilt mir eine erneute Meldung der Leitstelle mit, knapp sechs Kilometer vom Dachs entfernt. Natürlich sage ich zu, am Abend zu fahren, schaue wieder bei Maps nach Brücken und Übergängen, informiere erneut meinen Mann und am Abend sind wir froh, die Baustellen bereits zu kennen. So erreichen wir zielsicher die erste ausgewählte Brücke und stellen fest, dass sich die angegebene Kilometrierung näher an der nächsten Brücke befinden muss. Auf dem Weg dorthin, halten wir nochmal etwa mittig der Brücken und versuchen, an den Gleisbereich zu gelangen – keine Chance. Inmitten der Stadt ist die Bahnlinie stark abgeschirmt von einem Mix aus Wald und Dickicht. Die nächste Brücke ist eine Bundesstraße mitten in Reichenbach und dementsprechend rundherum abgesichert. Ein Blick auf die Kilometertafel zwischen den Gleisen sagt uns, dass der Hund etwa 150 Meter vor uns, in Richtung der letzten Brücke liegt. Unter der Brücke befinden sich zwei Gleise auf Abstand, sowie ein zwischen den Brücken endendes Abstellgleis. Für uns ist die Stelle einfach nicht erreichbar, ohne uns in Gefahr zu begeben und widerrechtlich Absperrungen zu überwinden. Resigniert laufen wir zum Auto, ich rufe Ina an, erkläre ihr die Lage, sende ihr Fotos und bitte sie, die Bergung des Hundes zu erbeten und ihn an einen, vor Fremden geschützten, aber für uns erreichbaren Ablageort zu legen.

Am Mittag des Folgetages, ein Samstag, telefoniert Ina zweimal mit der Leitstelle und mit mir. Die Bergung hat geklappt, es ist ein mittelgroßer Hund und sie haben ihn für uns zugänglich aber geschützt beiseite gelegt. Mein Mann hat samstags eine Stunde eher Feierabend, gepackt und vorbereitet ist alles und die Strecke bekannt. So schaffen wir es, diesmal die Brücke im Hellen zu erreichen. Mit einem mulmigen Gefühl, gepaart mit Aufgeregtheit und Einsatzeifer, Hoffnung auf einen registrierten Chip und Angst vor dem, was uns erwarten wird, steigen wir die steilen Stufen an der Brücke hinab, an dessen Ende sie den Hund abgelegt haben. Unten angekommen – Erleichterung – ihr Zustand ist gut. Sie liegt auf der rechten Seite und man erkennt sofort, dass es eine Hündin ist. Allem Anschein nach wurde sie ein Opfer der Sogwirkung, sodass sie kaum sichtbare Verletzungen aufweist. Nach den ersten zwei Fotos, scanne ich sie gleich großflächig mit zwei verschiedenen Lesegeräten ab. Schade, es piepst nicht und so sage ich zu meinem Mann, dass ich es dann aber nach dem Drehen nochmal auf der anderen Seite probiere. Sicher ist sicher. Wir fertigen viele Detailfotos an – Pfoten, Krallen, Zähne, Rute, Beine, Ohren… Dann drehe ich sie vorsichtig um und wir fotografieren weiter. Mein Mann bricht einen Zweig zurecht, in der Länge ihrer Schulterhöhe, da wir den Gliedermaßstab im Auto vergessen haben. Ich sage, dass wir jetzt wohl erstmal fertig sind und er sagt, dass ich noch diese Seite scannen wollte. Ach ja, stimmt! Ich bewege den Reader linienförmig und kreisend über die Hündin, als er tatsächlich doch noch piepst. Mein Mann fotografiert sofort die Nummer, wir packen zusammen und laufen zum Auto. Dort gebe ich die Chipnummer online bei Tasso ein und sehe eine Registrierung. Nach zwei Telefonaten mit Tasso, ruft mich die Besitzerin an. Wir sprechen kurz, sie möchte ihre Mutscho abholen und so verabreden wir uns auf einem nahegelegenen Parkplatz. Mutscho war am Mittwoch Abend von zu Hause entlaufen, was in etwa 17 Kilometern Entfernung liegt. Während wir warten, informiere ich Elke, welche mir bei allen Einsätzen im Hintergrund treu via Messenger oder Telefon beiseite steht und natürlich Ina über den aktuellen Stand. Bei Facebook finden wir die Vermisstmeldung, lesen von der verzweifelten Suche und sehen auf Michaelas Chronik Fotos von Mutscho und ihr, welche mir sofort die Tränen in die Augen treiben. Als Michaela und ihr Mann eintreffen, besprechen wir kurz den Ablauf und fahren hintereinander zur Brücke. Die Beiden warten oben, während mein Mann und ich hinuntergehen und Mutscho holen. Nach der Übergabe unterhalten wir uns noch eine ganze Weile und fahren dann nach Hause.

Ich danke der Deutschen Bahn, ihren Mitarbeitern, Ina, Elke und meinem Mann für die gute Zusammenarbeit, Unterstützung und Hilfe!

Ina-Doreen Hofmeister für den Tote Hunde e.V.

Foto von Michaela Baitz mit ihrer Hündin Mutscho

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