Tote Hunde e.V. - wir berichten von unserer gemeinnützigen Arbeit - Einsatzbericht Nr. 139 vom 09.01.2021 aus Bayern
#totehunde – Bericht Nr. 89 aus Nordrhein-Westfalen
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#totehunde – Bericht Nr. 89 aus Nordrhein-Westfalen
Einsatz vom 13.10.2018 in Nordrhein-Westfalen
Einsatzbericht Nr. 89 von Ina-Doreen Hofmeister für das Team NRW
Wuppertal – eine traurige Geschichte mit vielen Helden
Unsere Seite erreichte am 13. Oktober eine Nachricht von Monika, welche seit fünf Wochen ihre Pflegehündin Gini vermisste, die sich seit 2 Jahren in ihrer Obhut befand. Ihr Sohn fuhr an diesem Morgen mit dem Zug und war sich sicher, im Gleisbereich die vermisste Hündin liegen gesehen zu haben. Monika bat uns um Hilfe, da es sich um einen Gefahrenbereich handelt und sie nicht wusste, an wen sie sich sonst wenden könnte. Sie übersandte uns Fotos von Gini, die Vermisstmeldung, die exakte Lagebeschreibung der Sichtung ihres Sohnes und Gini‘s Chipnummer. Für mich war es selbstverständlich, zu helfen und dafür zu sorgen, dass das Tier von den Gleisen geborgen wird und Monika dadurch hoffentlich Gewissheit erlangt. Natürlich hätte es auch ein anders Tier sein können, vielleicht ein Dachs und nicht Gini. Doch die Distanz zwischen dem Entlaufort und der Stelle auf den Gleisen betrug nur 550 Meter…
Sofort schaute ich im Team auf unsere Helferkarte und sah auf Anhieb in naher Umgebung gleich mehrere Helfer mit eigenem Lesegerät. Ich wollte zuerst sicherstellen, dass wir auch jemanden vor Ort haben, ehe ich die Bundespolizei anrufe und um Hilfe bitte. Aufgrund der Lage im Gefahrenbereich, entschied ich mich in Absprache mit Anja, der Teamleiterin NRW dafür, den Fall außerhalb des Teams im engen Kreis zu bearbeiten. Nachdem ich mehrere Helfer nicht erreichte – es war Samstag Nachmittag, herrliches Wetter und viele mit ihren Familien und Hunden unterwegs – war ich sehr froh, Eddy Fiona Leila zu sprechen, welche sich auch gleich für einen Einsatz am Folgetag bereit erklärte. Ihr Lesegerät ist zwar samt Auto in der Werkstatt, doch sie konnte sich das Lesegerät von Jeanette, einer weiteren Helferin in der Nähe, ausborgen. Mit ihr hatte ich zuvor telefoniert, sie konnte aber krankheitsbedingt den Einsatz nicht fahren. Das hätten wir nun also schon mal soweit geklärt – nun musste nur noch das Tier von den Gleisen.
Ich rief die Bundespolizei Wuppertal an, erklärte kurz den Sachverhalt und wurde kurz und knapp darum gebeten, am Abend ab 21 Uhr bitte noch einmal anzurufen. Jetzt ist niemand erreichbar, der dafür zuständig ist oder in Frage käme. Ich bedankte mich und bange Stunden des Wartens begannen. Ich gebe zu, Geduld ist bei so etwas nicht meine Stärke. Monika schrieb ich immer wieder an, um ihr Warten und das ‚Sitzen auf heißen Kohlen‘ etwas zu mildern. Natürlich hatte ich große Angst, dass sie eigenmächtig die Gleisanlagen betritt. Wir warnen immer wieder davor – das kann man nicht oft genug tun – jedoch sind Menschen in solchen Stresssituationen oft nicht rational und bedenken nicht ihre eigene Sicherheit. Doch Monika versicherte mir mehrfach, dass sie den Gefahrenbereich nicht betritt und ihre vermutete Hündin auch gar nicht sehen möchte, da sie den Anblick nicht ertragen könnte. Wir berieten in der Zwischenzeit, was nach einer Bergung, im Falle von Gini, mit ihr geschehen soll. Monikas Schwester entschied sich für das Kremieren, weil sie möchte, dass Gini zurück nach Hause kommt.
Nun war es kurz nach 21 Uhr und ich rief erneut bei der Bundespolizei Wuppertal an. Ich spürte sofort, dass der Beamte am anderen Ende der Leitung ‚der Richtige‘ war und mit seinem Kollegen alles dafür tun würde, damit das Tier geborgen wird. Die Vorschicht hatte sie bereits über meinen Anruf in Kenntnis gesetzt und auch Monikas Schwester rief zwischenzeitlich bei ihnen an. Ich beschrieb ihnen die Stelle, Gini’s Aussehen und gab ihnen meine Mobilfunknummer – sie ließen die Gleise während einer größeren Pause des Schienenverkehrs sperren und begaben sich auf die Suche.
Keine halbe Stunde später klingelte mein Handy, sie haben die Stelle gefunden – sie haben Gini gefunden. Doch sie können sie nicht ohne Weiteres bergen, ihr Zustand lässt dies nicht mehr zu und die Bundespolizei ist für solch einen Einsatz nicht ausgerüstet. Und jetzt? In mir machte sich unsagbare Ohnmacht und Verzweiflung breit. Er schlug vor, die Feuerwehr zu fragen. Bang erkundigte ich mich nach den zu erwartenden Kosten, doch genau das wollte er selbst gleich bei den Kameraden abklären. Er versicherte mir, dass von der Bahn und von Seiten der Bundespolizei keine Kosten entstehen. Ich sagte ihm, dass ich über eine Höhe von anstehenden Kosten nicht entscheiden kann und bat ihn um die Erlaubnis, seine Telefonnummer an die Besitzerin weiterzuleiten, mit der Bitte, dass sie ihn anruft und eine Entscheidung trifft, je nach Aussage der Feuerwehr. Gesagt, getan – nach einer knappen Stunde des bangen Wartens, rief er wieder an. Die Feuerwehr Wuppertal meinte es ebenfalls sehr gut mit uns und so lieh sie den Beamten der Bundespolizei das entsprechende Equipment für die schwierige Bergung.
Nach einer weiteren Stunde, gegen 0:30 Uhr, rief er an und teilte mir das Ende ihres schwierigen Einsatzes mit. Er erklärte mir ganz genau die sichere Stelle, an der sie Gini, verpackt in einem speziellen Sack der Feuerwehr, in einem Karton abgelegt hatten, damit unsere Helferin sie auch findet. Ich versicherte ihm, dass ich alle Hebel in Bewegung setzen werde, dass Gini noch am selben Tag dort abgeholt wird, da sie dort nicht liegen bleiben konnte.
Am Morgen schickte ich Eddy Fiona Leila die genaue Ortsbeschreibung, die Fotos von Gini und die letzten vier Zahlen ihrer Chipnummer. Sie fuhr zu Jeanette, lieh sich das Lesegerät aus und fuhr zur besagten Stelle. Nach einer kurzen Navi-Irrfahrt und etwas Suchen, fand sie gegen 13 Uhr den Karton. Es dauerte nicht lange, da empfing ich im Messenger ein Foto – das Lesegerät mit der Chipnummer von Gini im Display. In dem Moment stockte mir der Atem und meine Augen wurden feucht. Eigentlich war es ja irgendwie von vornherein klar, aber es so zu sehen, die Gewissheit zu haben, ist noch einmal etwas anderes.
Monika schrieb mir in der Zwischenzeit, dass das Krematorium Mettmann um 14 Uhr vor Ort sein und Gini abholen wird. Ich übersandte ihr hierfür die Ortsbeschreibung und auch die Telefonnummer von Eddy Fiona Leila, welche sie bitte an den Fahrer weiterleiten sollte. So konnte er sie anrufen, falls er die Stelle nicht findet. Nun sprach ich ihr mein aufrichtiges Beileid und viel Kraft für die kommende schwere Zeit aus und schickte ihr das Foto vom Lesegerät – diese Gewissheit ist für einen Besitzer unsagbar wichtig. Kurz vor halb drei schrieb sie mir, dass Gini nun vom Krematorium abgeholt wurde. In der kommenden Woche kehrt die kleine Hündin nun endlich zurück nach Hause.
Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für ihre Hilfe; Elke bei der Suche nach Helfern in der Umgebung, Ina für die Hinweise zu Bahn-Fällen, Jeanette für das Verleihen ihres Lesegeräts, Alexandra für ihre Hinweise und in erster Linie natürlich Eddy Fiona Leila für ihren schweren Einsatz vor Ort.
Mein besonderer Dank jedoch gilt der Bundespolizei Wuppertal und der Feuerwehr Wuppertal für ihre großartige, nicht selbstverständliche Hilfe – Ich danke Ihnen von Herzen für die Telefonate, Ihr Verständnis und das schwierige Bergen!
Ina-Doreen Hofmeister
1. stellvertretende Vorsitzende
des Tote Hunde e.V.