Joline Dahms von Tote Hunde e.V. im Interview mit dem Berliner Tagesspiegel.
Erfolglos
Unsere Arbeit könnte so einfach sein...
‚Erfolglos‘
Jeden Tag erreichen uns mehrere Meldungen zu tot aufgefundenen Hunden. Bei einigen Fällen können wir noch etwas bewegen, der größte Teil bleibt aber aus diversen Gründen für uns ohne Erfolg.
Fundmeldungen, die uns sehr spät erreichen bergen die Gefahr, dass das Tier bereits entsorgt wurde. Mit Glück bekommen wir noch die Möglichkeit, diese Tiere zu sichten und zu identifizieren. Oftmals wird uns dies jedoch aus seuchenschutzrechtlichen Gründen untersagt, denn was einmal in der Kadavertonne liegt, ist für uns nicht mehr zugänglich.
Auch die Verschleppung durch Wildtiere kann ein Problem darstellen und bei verzögert eintreffenden Meldungen, ist das Tier verschwunden.
Deswegen zählt jede Minute und wir bitten euch, uns schnellstmöglich zu kontaktieren.
Dann gibt es diese Fälle, bei denen die Hunde nicht (mehr) zu identifizieren sind. Oft lest ihr: kein Chip oder unregistrierter Chip. Warum ist das so? Auf der einen Seite fehlt es oft noch an Aufklärung. Viele Hundebesitzer sind schlecht informiert und haben sich mit diesem Thema nicht oder nicht richtig auseinandergesetzt. Einige setzen das Chippen gleich mit der Registrierung, wissen nicht, dass sie den letzten Schritt selbst durchführen müssen. Oft sind auch die hinterlegten Halterdaten veraltet oder das Tier wurde bereits weitervermittelt, ohne es bei der Registrierungsstelle zu melden. Hier appellieren wir an die Tierarztpraxen, dieses Thema mit ihren Kunden detailliert zu besprechen.
Chips können unter Umständen auch wandern. In der Vergangenheit wurden Chips auch beispielsweise in den Beinen oder dem Lendenbereich aufgefunden – deshalb empfehlen wir, die Tiere immer großflächig abzuscannen. Das erklärt vielleicht auch, warum manche Hunde doppelt gechippt sind, was dann zu Verwirrungen führen kann und der veraltete unregistrierte Chip dann abgefragt wird und nicht mehr zugeordnet werden kann.
Auf der anderen Seite liegt es auch manchmal an ein paar wenigen Besitzern, die ihren Hund nicht chippen lassen. Sei es aus finanziellen Gründen (wobei das Setzen des Chips beim Tierarzt nun wirklich nicht unbezahlbar ist), aus reiner Unwissenheit (Ach, es gibt Chips?) oder weil sie es schlichtweg für nicht notwendig erachten, weil ihr Hund ja ’nie wegläuft‘. Den Letzteren sei gesagt: wir haben schon lange aufgehört, die ’nie weglaufenden Hunde‘ zu zählen.
Wir können nur immer wieder sagen – das Chippen lohnt sich immer, man kann dadurch nur gewinnen. Freunde und Nachbarn können aufklären – vor allem ältere Menschen und ‚Ersthunde-Halter‘ sind oft unerfahren, was das Thema Chippen und Registrieren betrifft. Éin kurzer Leitfaden ist hier zu finden:
Auch Funde, deren Verwesung schon weit fortgeschritten ist oder welche bereits Wildfraß aufweisen, bleiben sehr oft namenlos, weil es schlichtweg unmöglich ist, diesen Hund noch einer Vermisstmeldung zuzuordnen. Hier stoßen wir oft an die Grenze der Unmöglichkeit.
Natürlich kann ein Chip auch mal defekt sein (z.B. nach einem Unfall), das kann nie ganz ausgeschlossen werden.
Abschließend schneide ich das Thema der unsachgemäßen Entsorgung, also die „missglückte Bestattung“ an. Häufig werden wir zu Fällen gerufen, gerade in Wald und Wiese, wo die Hunde einfach nur abgelegt oder nicht tief genug vergraben wurden – hier möchten wir nur kurz darauf hinweisen, dass es generell nicht gestattet ist, einen Hund außerhalb des eigenen Grundstücks zu bestatten. Wir verweisen auf einen von uns bereits veröffentlichten Beitrag:
Ihr seht, es gibt viele Gründe, warum ein Hund seinem Besitzer nicht zugeordnet werden kann. Aber wir versprechen euch, dass wir weiterhin für all diese Seelen unser Bestes geben werden – damit kein Hund ohne Namen bleibt 🍀
Alexandra Bungert für den Tote Hunde e.V.