Tote Hunde e.V. - wir berichten von unserer gemeinnützigen Arbeit - Einsatzbericht Nr. 139 vom 09.01.2021 aus Bayern
#totehunde – Bericht Nr. 95 aus Brandenburg
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#totehunde – Bericht Nr. 95 aus Brandenburg
Einsatz vom 01.12.2018 in Brandenburg
Einsatzbericht Nr. 95 von Petra Drescher aus dem Team Berlin / Brandenburg vom 01.12.2018
Samstagmittag, nichts Schlimmes ahnend in Vorbereitung auf den 1. Advent, wird ein Fall in unser Team eingestellt – Hund vom Zug erfasst. Etwas später, er wurde für uns bereits an eine sichere Stelle geborgen, google ich schnell den eventuellen Weg, 50 km, also machbar für mich. Ich kommentiere mit ‚Übernahme des Falles‘, Joline, unsere Teamleiterin Berlin / Brandenburg, übermittelt mir den genauen Ablageort und eine Beschreibung dazu, die kompliziert klingt. Ich suche mir jetzt die genaue Wegbeschreibung heraus und es sind, oh Schreck, knapp 90 km Fahrtweg. Joline fragt mich, ob ich trotzdem übernehme. ‚Natürlich, dauert eben nur etwas länger.‘ – so meine Antwort.
Und alles kommt anders, als man denkt – das wusste ich da nur noch nicht. Also schnell alles ins Auto packen und ab geht’s. Angekommen in dem Ort, wo der Hund sich befinden soll, versuche ich Jolines Beschreibung zu folgen. Doch leider haut das alles nicht so hin. Hat man einen Punkt der Beschreibung gefunden, fehlen die anderen. Mist! Also Hilfe suchen und Ina Schmidt, unsere Bahnbeauftragte anrufen. Gesagt getan. Aber auch gemeinsam gelingt es uns nicht so richtig, den Ort zu finden. Eine Idee von mir: Ab zu Edeka und Leute nach dem Ort der Beschreibung fragen, ohne zu sagen, was ich suche. Aber auch dort kann man nicht helfen. Die Zeit rinnt, wir müssen den Hund finden.
Also wieder mit Ina telefonieren und versuchen, gemeinsam logisch vorzugehen, da wir den Kilometer-Stand der Gleise haben, wo sich die arme Seele befinden soll. Es gibt nur eine Möglichkeit, ich folge den Gleisen soweit es geht mit dem Auto und dann weiter zu Fuß. Es ging ja schon lange hin und her, vor und zurück. Also fahre ich, bis das Auto nicht mehr weiterkommt, stelle es ab und laufe zu Fuß los, über ein Feld, das sehr matschig ist, über Stock und Stein, durchs Gebüsch, in Richtung Wald ins Niemandsland. Ina am Telefon hat Sorge um mich, ich habe Sorge um den Hund, langsam wird es dunkel. Und dann: Mitten im Gespräch, sehe ich ihn vor mir.
Tja, nur die Ausrüstung liegt im Auto, weil ich nicht alles tragen wollte, da wir ja nicht wussten, ob es der richtige Weg zum Ablageort ist. Also, ca. 500 m zurück zum Auto, Ausrüstung holen, nochmal zum Hund und richtig begutachten, nach einem Chip scannen, Daten aufnehmen und Fotos machen. Beim Scannen erfolgt kein Ton des Readers, nein, bitte piepse, du doofer Reader. Ich ziehe den Hund am Halsband etwas hoch, um die andere Seite zu scannen. Und da, es piepst! Da sich in diesem Moment auch das Halsband drehte, sah ich ein kleines Schild daran, ein Name und eine Telefonnummer. Leider ist es nicht mehr vollständig lesbar, dennoch, in diesem Moment konnte ich dir schon deinen eventuellen Namen geben. Nun müssen wir nur noch dem Besitzer die Gewissheit geben.
Jetzt geht es schnell, an Ina gebe ich die Chipnummer durch und zum Glück ist er registriert. Dies erfahre ich kurz darauf in einem weiteren Telefonat mit ihr. Soviel habe ich noch nie telefoniert und Ina bestimmt auch nicht. Die ganze Suche und Bearbeitung zogen sich ca. 2,5 Stunden hin. Ich friere, bin platt und warte noch kurz am Auto auf die Info, ob ich auf den Besitzer warten soll. Dann kommt sie, wieder durch Ina, ich kann fahren, denn er holt seinen Hund am nächsten Tag ab. Mittlerweile ist es dunkel und nebelig. Ab nach Hause, der Weg ist lang.
Auch wenn ich durch die ganze Suche und dem Hin und Her sagte: ‚Nie wieder‘, so würde ich jederzeit wieder stundenlang suchen – für unser Motto „Damit kein Hund ohne Namen bleibt“ und damit Besitzer Gewissheit erlangen.
Ruhe sanft, du hast diese Welt zu früh verlassen. Den Besitzern wünsche ich viel Kraft in der nächsten Zeit.
Petra Drescher für den Tote Hunde e.V.